Steuerung jenseits von Hierarchie. Wie diskursive Praktiken, Argumente und Symbole steuern können
Gerhard Göhler, Sybille De La Rosa, Ulrike Höppner, Stefan Skupien – 2010
Ausgehend von modernen sozialwissenschaftlichen Machttheorien wirft der Beitrag einen neuen Blick auf die Governance-Debatte und plädiert für die Wiederaufnahme des Steuerungsbegriffs unter verändertem Vorzeichen. Um jenseits formalisierter Hierarchien gezielte Einflussnahmen auch auf horizontaler Ebene erfassen zu können, wie sie Governance-Prozesse weithin auszeichnen, wurde das Konzept der „weichen Steuerung“ entwickelt. Es wird beschrieben, wie Steuerung horizontal durch diskursive Praktiken, Fragen und Argumente sowie durch den Einsatz von Symbolen erfolgen kann, und es wird insbesondere danach gefragt, wie diese jeweils zusammenwirken. Am Beispiel von Kampagnen gegen weibliche Genitalverstümmelung wird schließlich gezeigt, welche Handlungsoptionen in der Abwesenheit von Hierarchie konkret bestehen.
The paper sheds new light on recent debates about governance and approaches contemporary problems of governing from the perspective of contemporary theories of power. The concept of “soft governing” is developed in order to capture horizontal mechanisms of power intentionally used to govern beyond formalised hierarchies characteristic of processes of governance. The paper describes in particular the horizontal forms of governing through discursive practices, argumentation and symbols and the ways in which they interact. The example of campaigns against female genital mutilation is introduced in order to illustrate possible forms of governing beyond hierarchy.