Wem gehört der marokkanische Wandel? Eine Analyse des umkämpften politischen Felds in Marokko
Anja Hoffmann – 2011
Anja Hoffmann analysiert die aktuellen Ereignisse in Marokko. Wenn am 20. Februar tausende MarokkanerInnen „gegen den Absolutismus“ und für mehr politische Rechte protestieren, dann stellt dies eine diskursive Zäsur dar, die sich ohne die Ereignisse in Tunesien und Ägypten wohl kaum zu diesem Zeitpunkt ereignet hätte. Diese Hintergrundanalyse zu der aktuellen Situation in Marokko betont die historische Kontinuität der Infragestellung der Herrschaftsverhältnisse und unterstreicht damit, dass das politische Feld immer schon ein komplexer Aushandlungsprozess war. Des Weiteren analysiert der Artikel die Reaktionen des Regimes auf den geforderten Wandel und argumentiert, dass die Verfassungsreform keinesfalls als politischer Bruch, sondern als Kontinuum einer Strategie der diskursiven Vereinnahmung zu verstehen sei. Drittens beschreibt der Text die aktuellen Umbrüche und zeigt, wie sich Diskurse ändern, und die Grenzen dessen, was das Regime an Kritik toleriert, stetig verschärft getestet werden. Die Analyse schließt mit der These, dass die Grundfesten des marokkanischen Gesellschaftsvertrages diskursiv erschüttert sind.