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Projektbeschreibung

C1 - Transnationale Kooperationspartnerschaften und die Gewährleistung von Sicherheit in Räumen begrenzter Staatlichkeit

 

Projektbeschreibung

Das Teilprojekt untersucht systematisch und empirisch Funktionsweisen und Erfolgsbedingungen transnationaler Kooperationspartnerschaften, die in zerfallen(d)en Staaten Sicherheit herstellen und zur Konflikttransformation beitragen sollen. In den vergangenen fünfzehn Jahren intervenierte die internationale Gemeinschaft zunehmend in innerstaatliche Konflikte bzw. in Nachkriegsgesellschaften. Diese Interventionen variieren beträchtlich bezüglich Mandat und eingesetzter Ressourcen und reichen von Maßnahmen im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit im Umfeld von Krisen und Konflikten bis hin zur Etablierung eines militärischen Gewaltmonopols und einer Interims-Verwaltung. In ihrer Intention zielen diese Interventionen darauf ab, Staatsfunktionen zu stärken oder wiederherzustellen. In der Praxis tun sie dies, indem sie die Bereitstellung funktionaler Äquivalente von Staatlichkeit durch Kooperation verschiedener Akteure zu fördern versuchen. An solchen Kooperationen sind in den Zielräumen als Adressaten der Intervention NGOs, private Akteure (v.a. lokale „big men“ und klientelistische Netzwerke) sowie Teile von Staatsbürokratien beteiligt. Die Intervenierenden auf der internationalen Ebene sind Internationale Organisationen (IOs), INGOs und staatliche Akteure.

Nachhaltige Konflikttransformation kann nur gelingen, wenn erstens Sicherheit und (relative) Gewaltfreiheit hergestellt ist, wenn zweitens ein institutionelles Gefüge vorhanden ist, welches Konfliktaustragung verregelt und so Konflikte bearbeitbar macht, und wenn drittens in den
(Post-) Konflikträumen ein minimales Maß an Ressourcen und Wohlfahrtsleistungen zur Verfügung steht. Dies alles sind klassische Staatsaufgaben. Da in unseren Untersuchungsräumen jedoch die Bereitstellung von funktionierender Staatlichkeit nicht bzw. nur eingeschränkt gegeben ist, müssen andere Akteure einspringen, um funktionale Äquivalente von Staatlichkeit bereitzustellen. Konfliktbearbeitungskapazität und Bereitstellung von Staatsfunktionen werden in der Folge nicht selten von transnationalen Kooperationen privater und öffentlicher Akteure übernommen.

Das Projekt leistet eine exemplarische Bestandsaufnahme solcher Partnerschaften anhand von acht mikropolitischen Fallstudien in drei Ländern (Tajikistan, Afghanistan und Pakistan) (1), untersucht deren bisherigen Leistungsausweis und analysiert ihre Nachhaltigkeit. Methodisch legen wir größten Wert auf Empirie aus erster Hand; die qualitativen Fallstudien basieren auf längeren Feldforschungsaufenthalten, welche es uns ermöglichen, die Realitäten vor Ort zu erfassen. In unseren Untersuchungsräumen sind die „Spielregeln“ in hohem Maße informell, offizielle Daten existieren nicht oder sind nicht verlässlich. Akteure haben meist eine versteckte Agenda und verbergen ihre eigentliche Handlungslogik hinter einer offiziellen Fassade. Deshalb werden wir unsere Datenerhebung in der ersten Phase des SFB weitgehend mittels qualitativer ethnologischer Methoden durchführen. Die aus der ersten Phase gewonnenen Erkenntnisse werden uns in die Lage versetzen, in der zweiten Phase systematisch Hypothesen bezüglich der Erfolgsbedingungen von solchen transnationalen, öffentlich-privaten Kooperationen in der Konfliktbearbeitung zu entwickeln und anhand weiterer Fallstudien zu testen.

(1) Tajikistan: Khatlon, Gharm/Rasht, Gorno Badakhsan; Afghanistan: Afghan Badakhsan, Nangarhar-Laghman-Kunar; Pakistan: Karatschi, Nordwest-Grenzprovinz/Stammesgebiete, Nördliche Gebiete. Eine ausführliche Beschreibung der Untersuchungsräume geben wir im Anhang.