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Projektbeschreibung

A2 - Weiche Steuerung: Sozialwissenschaftliche Machttheorien und das Regieren in Räumen begrenzter Staatlichkeit

Projektbeschreibung

Das Projekt untersucht die Mechanismen der Steuerung in neuen Formen des Regierens: zunächst werden theoretische Zusammenhänge zwischen Steuerung und Macht beleuchtet, um dann ausgehend von den Ergebnissen der neueren sozialwissenschaftlichen Machtdiskussion (Foucault, Bourdieu, Arendt u.a.) weiche Steuerung als spezifische Steuerungsleistung vermittels nicht-hierarchischer Modi der Handlungskoordination zu analysieren. In der neueren Diskussion wird Macht nicht mehr nur als Willensdurchsetzung oder gar Repression verstanden. Macht ist grundsätzlich eine Form der gesellschaftlichen Strukturierung; sie reicht von Unterdrückung über Disziplinierung und wechselseitiger Einschränkung von Freiräumen bis hin zur Konstituierung der Gesellschaft als Gemeinwesen. Die klare Identifizierung von Machthabern und Machtunterworfenen wird zum Sonderfall; Macht liegt auch dann vor, wenn ein klares Unten und Oben nicht mehr lokalisierbar ist. Entsprechend erweitert soll ein machtbasiertes Steuerungskonzept formuliert werden, welches unter dem Stichwort „weiche Steuerung“ genau diese Möglichkeiten des Machtverständnisses aufnimmt. Dabei geht es, trotz der unabweisbaren normativen Dimension von Macht, weniger um die Frage, wie Steuerung als Machtausübung legitimiert wird, sondern vor allem darum, wie sie funktioniert. Das auf diese Weise gewonnene neue Steuerungskonzept wird systematisch auf Räume begrenzter Staatlichkeit bezogen, also auf Räume, in denen klassische Staatlichkeit nicht mehr, noch nicht oder prinzipiell nicht besteht. Im Ergebnis soll ein systematisches Konzept von weicher Steuerung entwickelt werden, welches ein für begrenzte Staatlichkeit taugliches und empirisch anschlussfähiges Steuerungsverständnis erbringt. Die Verknüpfung der Steuerungsdebatte mit der neueren Machtdiskussionen ermöglicht es, Begrifflichkeiten herkömmlicher Staatlichkeit unter der Bedingung von nicht-hierarchischen Modi der Handlungskoordination neu zu bestimmen. So werden die Begriffe von Souveränität, Repräsentation und Demokratie im Hinblick auf ihre Verwendung jenseits ihres nationalstaatlichen Entstehungs- und Anwendungskontextes überprüft und entsprechend neu gefasst.