Springe direkt zu Inhalt

Projektbeschreibung

D4 -  Providing Macro-Economic Stability: The Politics of Private Sector Involvement in Sovereign Debt Crises

Projektbeschreibung

Das Teilprojekt untersucht die unterschiedlichen institutionalisierten Formen der Einbeziehung privater Akteure in die Lösung von Schuldenkrisen, ihre politischen Determinanten sowie ihre Auswirkungen auf die makroökonomische Stabilität in den Schuldnerländern. Es fragt erstens, welche institutionellen und politischen Faktoren das Ausmaß des Einflusses privater Geldgeber auf Schuldnerregierungen im Kontext staatlicher Finanzkrisen beeinflussen und zweitens, welche Auswirkungen die resultierenden unterschiedlichen Formen des Einflusses privater Geldgeber auf die effektive Bewältigung staatlicher Finanzkrisen haben.

In den meisten Schwellenländern ist die Finanzierung von Staatsschulden durch private Geldgeber (vorwiegend aus OECD-Ländern) in den vergangenen Jahrzehnten deutlich angestiegen. Im Kontext einer Finanzkrise fällt der strategischen Interaktion von privaten Geldgebern und Regierungen von Schuldnerländern folglich große Bedeutung zu. Aus der Perspektive der Schuldnerregierung ist das Ziel dieser Interaktion die Herstellung von makroökonomischer Stabilität unter dem Druck des erwarteten Schuldendienstes. Aus der Perspektive der privaten Geldgeber geht es hauptsächlich um die Begrenzung finanzieller Verluste und daher um die Vermeidung eines Staatsbankrotts.

Vor dem Hintergrund relativ schwacher Regierungsstrukturen in vielen Schuldnerländern, die auch als Schwellenländer häufig Charakteristika „begrenzter Staatlichkeit“ (siehe Dachpapier) aufweisen, stützt sich das Teilprojekt auf die Ausgangsvermutung, dass private Geldgeber politische Einflussmöglichkeiten auf die Schuldnerregierungen aufzubauen versuchen, um die wirtschaftspolitischen Entscheidungen zu beeinflussen. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass das Ausmaß dieses Einflusses in Abhängigkeit von verschiedenen institutionellen Faktoren im nationalen Raum variiert. Diesen Unterschied im Grad der Einbeziehung des Privatsektors in die Bewältigung von Finanzkrisen in Entwicklungsländern will das Teilprojekt erklären. Die abhängige Variable variiert dabei zwischen zwei Extremfällen: Einerseits kann der Privatsektor durch einen bail-out über staatliche Geldgeber (vor allem durch den IWF) komplett vor Verlusten bewahrt werden, während andererseits eine unilaterale Bankrotterklärung des Schuldnerstaats die privaten Geldgeber als residual claimants (Restforderer) in Umschuldungsverhandlungen und damit praktisch in die Akzeptanz von Verlusten zwingt. Zwischen diesen Extremfällen gibt es eine Reihe intermediärer Lösungen wie z.B. die zeitweilige Schuldenaussetzung, sog. semi-coercive debt exchange offers oder rollover agreements.

Das Teilprojekt kombiniert Ansätze aus den Politik- und Wirtschaftswissenschaften, um einerseits diese Varianz zu erklären und andererseits die Auswirkungen unterschiedlicher Ausmaße des Einflusses von privaten Geldgebern auf die Schuldnerländer zu untersuchen.

NEU

Enderlein, Henrik, Müller, Laura und Trebesch, Christoph (2009) "Democracies Default Differently. Regime Type and Sovereign Debt Crisis Resolution." Manuskript, Mai 2009.

Trebesch, Christoph (2009) "The Cost of Aggressive Sovereign Debt Policies: How Much is the Private Sector Affected? IMF Working Paper 29/09, Februar 2009.

Enderlein, Henrik, Müller, Laura und Trebesch, Christoph (2008) "Debt Disputes: Measuring Government Coerciveness in Sovereign Debt Crises." Manuskript, November 2008.