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Sexuelle und Gendergewalt als Völkerrechtsverbrechen. Von der ‘Verletzung der Familienehre’ zum Kriegs- und Menschheitsverbrechen

Cover: Neue Kriege in Sicht. Menschenrechte, Konfliktherde, Imperien

Cover: Neue Kriege in Sicht. Menschenrechte, Konfliktherde, Imperien

Ruth Stanley – 2006

Die Verfasserin geht davon aus, dass es der Frauenbewegung und der feministischen Wissenschaft gelungen ist, die Definition einer bereits sichtbaren Praxis so zu ändern, dass diese Praxis nicht mehr allein als eine typische Handlungsweise des Feindes oder aber als eine bedauerliche, aber nicht weiter ernstzunehmende Folgeerscheinung des Krieges wahrgenommen wird. Der Wandel in der Bedeutungszuschreibung sexualisierter Gewalthandlungen im Völkerrecht steht im Mittelpunkt der Darstellung. Dabei wird die Behandlung von sexueller Gewalt in früheren völkerrechtlichen Instrumenten präsentiert und gezeigt, dass noch in den 1977 verabschiedeten Zusatzprotokollen zu den Genfer Konventionen sexuelle Gewalt im Krieg als eine Ehrenverletzung definiert wurde. Anschließend wird der grundlegende Wandel dieser Betrachtungsweise nachgezeichnet, der sich in den letzten Jahrzehnten vollzogen hat und in den Statuten der Ad-hoc-Tribunale für Jugoslawien und Ruanda niedergeschlagen hat. Dieser Entwicklung voraus ging eine zunehmende Thematisierung von Gewalt gegen Frauen als schwere Menschenrechtsverletzung, die - zumindest auf der deklaratorischen Ebene - einen Konsens der internationalen Staatengemeinschaft hinsichtlich der Notwendigkeit eines effektiven Schutzes von Frauenrechten erzeugte und zu einer veränderten Bedeutungszuschreibung sexueller Gewalthandlungen führte. Zum Schluss werden die Bestimmungen zu sexueller und Gender-Gewalt im Statut des Internationalen Strafgerichtshofs vom Jahr 1998 analysiert. Sind Gender-Verbrechen zumindest ansatzweise in den Statuten der Ad-hoc-Tribunale als solche berücksichtigt, so werden sie im Statut des ICC viel ausführlicher behandelt. Das Statut bietet nicht nur die bislang umfassendste Definition von sexuellen und Gender-Verbrechen im Völkerrecht, sondern sieht auch eine Reihe von Maßnahmen vor, die die effektive Verfolgung solcher Verbrechen gewährleisten sollen.

Titel
Sexuelle und Gendergewalt als Völkerrechtsverbrechen. Von der ‘Verletzung der Familienehre’ zum Kriegs- und Menschheitsverbrechen
Verfasser
Verlag
Verlag Winfried Jenior
Ort
Kassel
Schlagwörter
Völkerrecht, Gewaltakteure, Menschenrechte, Teilprojekt C3
Datum
2006
Kennung
ISBN 978-3-934377-95-0
Erschienen in
Luedtke, Ralph M./Strutynski, Peter (eds.): Neue Kriege in Sicht. Menschenrechte, Konfliktherde, Imperien, 232-244.
Sprache
ger
Art
Text